Schule und was dann? Entscheidungshelfer statt Wegbereiter
Schüler, die Gefahrlaufen durch überwältigende Auswahl an Möglichkeiten in eine Angststarre zu verfallen. Gerad bei jüngeren Generationen ein Bild, welches rund um den Schulabschluss immer öfter vorkommt.
Wenn die Optionen, was man mit seinem Leben anstellt, immer mehr werden und sich durch ein gesellschaftliches Umdenken Freiheiten ergeben, die vorher nicht da waren, liegt die Herausforderung darin seinen eigenen Weg zu finden. Für jeden einzelnen.
Es ist dieser Moment, das Ende der Schullaufbahn, in dem man sich, wahrscheinlich das erste Mal überhaupt, dieser großen Herausforderung stellt – Herauszufinden, was man selber wirklich will.

Mit einem „ältesten“, der dieses Jahr 14 wird, sind wir zwar noch etwas entfernt davon, dass dieses Thema so richtig akut wird, aber die Gedanken schwirren auch jetzt schon immer wieder in diese Richtung. Mal ein Gespräch am Essenstisch, mal das Nachfragen von Bekannten oder Verwandten: “Was möchtest Du spätere eigentlich mal machen?”.

Nun war es daher einfach mal Zeit unsere gesammelten Erfahrungen und Gedanken zu Wort zu bringen.
Womöglich zusätzlich dadurch genährt, dass wir auch für uns selbst herausfinden, was wir denn eigentlich wollen. Und hier tut sich gedanklich gerade einiges – und das, wie ich finde, nicht nur bei uns, sondern bei einem immer größer werdenden Teil der Gesellschaft.

Die alte, tief verankerte Anforderung der Eltern an ihre Kinder doch etwas „vernünftiges“ zu lernen und zu machen, ist überholt – oder wird gerade überholt. Haben unsere Eltern dies noch recht aktiv gelebt, merkt man immer mehr, dass es unsere aktuelle Generation ist, bei der ein Samen gepflanzt worden ist, der nun langsam zu wachsen beginnt. Es wird wohl noch bis zur nächsten oder übernächsten Generation dauern, bis die Saat und deren Vorteile voll ausgelebt werden kann. Aber warum nicht jetzt schon das Beste draus machen?!

Mach, was du willst.
Mach, was dich glücklich macht.
Mach, was du bist.

Aber was ist das?! Und wie findet man das heraus?
Um zurück auf die Schule zu sprechen zu kommen, werden ja hier zumindest Berufsorientierungswochen angeboten. Immerhin. Doch zwei Punkte schießen mir da doch direkt in den Kopf:

1. Den Zeitpunkt der Woche wählt die Schule. Wie wahrscheinlich ist es, dass alle betroffenen Schüler, genau zu diesem Zeitpunkt bereit sind, motiviert sind, sich zu orientieren? Was bringt eine Orientierung ohne Motivation dahinter?! Was wenn sie mit ihren Gedanken noch gar nicht so weit sind? Sollte es nicht der Schüler sein, der den Zeitpunkt bestimmt?!

2. Eine Woche zur Orientierung. Eine einzige Woche. Fünf Tage um genau zu sein. Warum nutzt man nicht die gesamte Schullaufbahn zur Orientierung und dann auch gleichzeitig zur perfekten, maßgeschneiderten Unterstützung?

Zeit für Veränderung

Die falsche Art Unterstützung gepaart mit der überwältigenden Flut an Möglichkeiten können lähmend wirken und als Ergebnis folgen nicht selten Vorwürfe und der Aufruf zur Aktion durch die Eltern, was die Schockstarre nur noch mehr nährt.

OK, zugegeben, Schockstarre mag da etwas hochtrabend klingen. Unentschlossenheit, die sich in Untätigkeit und Aufschieben widerspiegelt, ist da wohl eine passendere Beschreibung des Verhaltens.

Doch würde es uns denn nicht genauso ergehen?

Auch ich habe diese Art Situation schon öfters durchlebt. Ich behaupte sogar, dass es eigentlich jedem von uns irgendwann einmal so ergeht.

Bei mir war es erst kürzlich wieder bei der Unterkunftsrecherche für den nächsten Urlaub. Es gibt mittlerweile einfach „zu viel“ da draußen. Zu viele Anbieter, in diesem Falle Webseiten, und pro Anbieter schon fast zu viele Angebote. So geht die Motivation schnell flöten, ich lasse es erstmal wieder sein und beschäftige mich mit was anderem. Nun stelle man sich mal vor, es geht nicht nur um Urlaub sondern darum was man mit sich anstellen soll.

Es gibt so viele Möglichkeiten in der heutigen Zeit, was eine komplette Generation unter Druck setzt, hervorgerufen von den Erwartungen von außen, die sich im Inneren spiegeln und fälschlicherweise als die eigenen Wünsche identifiziert werden. Dies ist ein Teil der gelöst gehört. Es geht nicht um die Erwartungen anderer. Es geht um ihr Leben und ihre Person. Es geht um jeden einzelnen.

Wenn es dir da so geht wie uns, die wir uns zumindest ein wenig bewusst über all dies sind, und du dich zumindest ansatzweise in den Ausführungen oben wiederfindest, was also tun? Wie können wir uns als Eltern sinnvoll „einmischen“?

Wie sollte ein guter Entscheidungsprozess aussehen?

Es kam bei uns schon öfters zur Sprache, dass die Kinder in der Schule einen Coach und nicht einen Lehrer brauchen. Wieso also nicht auch zu Hause, was das Thema Berufswahl bzw. Tätigkeiten angeht. Hier braucht man keine Erziehung, kein Richtungsweisen und erst recht keine Entscheidungsabnahme, keinerlei vorgegebenen Werdegang. Hier braucht es viel mehr Beratung und Hilfe dabei, herauszufinden was es ist, dass unsere Kinder wollen.
Was SIE wollen.
Nicht was wir Eltern von ihnen womöglich erwarten und schon gar nicht was die Gesellschaft erwartet. Und darauf basierend ihnen helfen, eine Entscheidung aus ihnen heraus zu erreichen. Das kann und darf auch mal in Diskussionen und Konflikten enden, denn ja, es kann auch Angst machen, wenn man auf die wahren Gründe, Absichten, Motivationen in seinem Inneren trifft. Es ist ein riesen Schritt neues Terrain zu betreten und eine Komfortzone zu verlassen. Da mag sich das Ego sträuben und der Gedanke „Was werden denn die anderen wohl denken?“ immer stärker werden.

Unser Plan zuhause und unser Appell an Dich als Teil des Elterngespanns: Steht ihnen bei. Versucht ihnen den Druck zu nehmen, in dem ihr ihre Entscheidungen unterstützt. Das ist der erste Schritt. Gebt ihnen Selbstvertrauen.

Es gibt keine richtigen und falschen Entscheidungen. Es gibt nur Entscheidungen.

Was aus diesen Entscheidungen zur Berufswahl wird, ergibt sich auf dem Weg. Und sollte es dann doch mal nicht funktionieren, ist dies keine Niederlage, sondern eine unbezahlbare Erfahrung. Ein Sieg, wenn man so will. Einfach mal mitnehmen, daraus lernen und die nächste Entscheidung treffen – mit hinzugewonnenem Wissen. Nur so lernt man und manchmal muss eben jeder einzelne die gleichen Erfahrungen machen. Für uns als Eltern kann es da mal ganz schön schwer sein, daneben zu stehen und einfach mal zu beobachten. Manchmal können wir es unseren Kindern nicht abnehmen und sollten es ihnen nicht abnehmen. Sie finden ihren Weg. Ganz bestimmt.

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